Samstag, 19. März 2011

Logbucheintrag, 18.03.2011: "Botanischer Garten und 'Killer bees'"

Gegen 09:00 lichten wir den Anker und nehmen Kurs auf Charlestown, Nevis.
Heute machen die Wasserratten Landgang.
Doch erst einmal muss der Anker halten.
Es klappt schliesslich beim 4. Manöver.
An Land ist schnell ein Taxifahrer angeheuert, unser Skipper verhandelt einen guten Preis für die Inselbesichtigung.
Auf dem Programm steht die Besichtigung einer Plantation Inn, das heute ein edles Hotel mit Restaurant ist, das in herrlichen, tropischen Gärten gelegen ist. Früher waren das Zuckerrohrplantagen.
Wir wollen dort zu Mittagessen, doch trauen wir uns wegen der Noblesse kaum hinein.
Der Altersdurchschnitt ist schnell gesenkt. Blasse, zerbrechliche Gestalten schleichen hier still herum. Wir bringen ein bisschen Leben rein !
Das Essen ist sehr gut, doch wie erwartet teuer und übersichtlich. Doch mit Caddy, unserem Ober, wird doch recht lustig.
Danach gehts weiter in den Botanischen Garten, wo wir ein bisschen lustwandeln.
Der nächste Stopp sollte uns in den Regenwald bringen, jedoch glaubt unser Taxifahrer, wir sind auch nicht mehr so gut zu Fuss. Er setzt uns im nächsten idyllischen Garten ab. Wir stehen wieder in einer ehemaligen Zuckerrohrplantage und werden immerhin mit Kolibris an den Blüten ein bisschen entschädigt.
Hier ein Geheimtipp für Elisabeth: Mich meint, das wäre doch das passende Plätzchen für die Feier unserer silbernen Hochzeitsfeier !
Unser Taxifahrer will in den Feierabend gehen und setzt uns zügig in Charlestown wieder ab.
Schnell den Anker lichten, wir wollen zu den berüchtigten "Killer Bees", die gibts nur am Pinneys' Beach. Der Crew gehts zu langsam mit dem Dinghi und sie springt sofort nach dem Anlegen an der Boje von Bord. Mich ignoriert das Hechtverbot achtern und wässert wiedermal das Cockpit !
Der Skipper macht den Handtuchträger und fährt mit dem Dinghi an den Strand.
Die Sunshine-Bar beherbergt die berüchtigen "Bienen", die eine umwerfende Wirkung haben.
Eine lustige, schweigsame "Black Lady" wird erst gesprächig, nach dem sie mit Ludwig schäkert.
Ein Lagerfeuer am Strand und die Beach-Party nimmt ihren Lauf.
Das Gift der "Killer bees" zeigt ihre Wirkung, der Einstieg mit der Brandung am Strand ins Dinghi wird feucht, aber fröhlich.
Wie üblich schläft die Crew bis 06:30 Uhr aus und geht erstmal schwimmen, grad dass es schon hell ist. Die Kaffeetassen klappern, der Wasserkessel pfeift, Zeit für das Skipperpärchen auch aus der Koje zu schlüpfen.
Gegen Mittag beginnt der letzte Schlag: Die Genua zieht uns bei ruhiger Fahrt gemütlich nach Basseterre, St. Kitts. Die Crew hat die Tortur der grossen Überfahrt schon lange vergessen und geniesst die letzten Segelstunden.
Nach Ankunft wird gleich klarschiffgemacht, Wasser getankt und das Deck geschrubbt.
Danach gehts in die quirlige Stadt zum Essen, ins uns schon bekannte "Ballahoo".
Morgen heissts dann noch Dieselkanister schleppen, Ausklarieren, Bilgen leer schöpfen und gegen Mittag die ESWler verabschieden !

P.S.: Unsere 3 Seebären bedanken sich schon jetzt für die wunderschönen 2 Wochen auf Snowflake und gehen wehmütig von Bord, doch erstmal muss der letzte "Teacher's" geleert werden. Albert weigert sich. Sie diskutieren noch. Nicht nur die "Black Ladies" werden unsere fleissigen Smutjes vermissen, sondern sie werden auch den blonden, wilden Käptn "Jack Sparrow" vermissen: Es kann nur einen geben !" Die Crew ist gespannt, wer nächste Woche auf Snowflake das Kommando führt.

Donnerstag, 17. März 2011

Logbucheintrag, 16.03.2011 "30 Stunden Tortour"

Am 13.03.2011 gegen 10Uhr starten wir den zweiten Versuch, die jetzt immer noch 130sm nach St. Kitts zurückzulegen.
Der Wind ist immer noch gegen uns, die weiteren Vorhersagen ändern sich nicht, so entschliessen wir uns, es zu tun:
Mit Motorunterstützung kneifen wir hart an der Windkante. Noch sind wir im Lee und somit geschützt durch die Insel St. Croix vor dem offenen Meer und den hohen Wellen. Nur noch 18sm bis zum "Bull Riding". Dann beginnt tatsächlich eine Überfahrt, die wir so wirklich nicht gebucht haben, sagt die Crew. Es gibt erste Beschwerden nach dem Abendessen. Mich schleudert die kostbaren Nudeln mit Pesto über Bord. Er übernimmt pflichtbewusst die Reinigung.
Ehrlich gesagt, ist spätestens seit dem Kochen, sogar dem Käptn nach dem Abspülen nicht mehr ganz wohl im Bauch.
Nach der Sicherheitseinweisung der Crew (Wo ist die Rettungsinsel ?, Wie funktionieren die Schwimmwesten und wo muss ich mich einhaken?) beginnt die Nachtfahrt.
Die Nachtwachen werden eingeteilt und es wird langsam stille auf Snowflake.
Kaum ist es dunkel, frischt der Wind auf und das erste Reff in das Grosssegel muss rein.
Alfred muss an der "Life Line" zum Mast, Albert leuchtet und Ludwig gibt die Kommandos, die Crew spurt. Die Genua muss ebensfalls verkleinert werden. Dann gehts weiter durch die Nacht, es rumpelt und pumpelt und man kann nicht eine Sekunde ohne Festhalten stehen.
Albert, Alfred und Mich übernehmen die Wache von 01:00 - 04:00 Uhr, was in dieser Zeit genau passiert ist, wissen nur die 3! Seltsame Geräusche sind zu hören, jedoch für den Skipper nichts Beunruhigendes. Von 04:00 - 06:30 Uhr ist Esther dran mit Alfred in "Bereitschaft".
Dunkle Wolken ziehen auf, der Wind nimmt zu, wir machen flotte Fahrt, bis der Skipper an Deck erscheint. Er zieht gleich die Bremse und schlaftrunken gehts an die Arbeit: Ein zweites Reff in die Genua, die Grossschot aufgefiert und den Kurs korrigiert.
Die Seemeilen werden einfach nicht weniger...obwohl die Lichter von St. Kitts bereits leuchten.
Der Wind bläst so gegen an, dass wir einfach nicht vorwärts kommen !
Regen zieht heran, der Wind dreht noch weiter gegen uns, die Crew ist am verzweifeln.
Ein Wendemanöver verschafft uns kurz ein bisschen Höhe, um St. Kitts überhaupt noch treffen zu können.
Wir diskutieren mögliche Alternativen, wo wir denn sonst noch hinsegeln könnten, doch zu den ABC-Inseln ? Sind aber 400sm und eigentlich will da keiner hin.
Also die Crew beweist Standhaftigkeit und festen Willen, wir geben nicht auf !
Delfine, die kurz Snowflake begleiten muntern uns alle auf !
Nach dem "Brunch" verlässt Albert die Koje nicht mehr: Schlafen bis wir da sind !
Trotz des widrigen Windes haben wir St. Kitts nur um 6sm verfehlt, die wir dann unter Motor uns zurückkämpfen.
Gegen 17 Uhr erreichen wir Sandy Point Town auf St. Kitts, mit der Hoffnung noch ein Abendessen in einem Restaurant zu bekommen. Wir liegen so einsam in der Bucht und der Skipper vertraut der Umgebung nicht, so dass wir die letzten Vorräte, Brot, Salami und Käse verspeisen.
Vorher nehmen Mich und Albert noch ein Bad, um den Schweiss der anstrengenden Überfahrt abzuspülen.
So: Die Dramatik nimmt nun beinahe ein Ende !
Nach einer ruhigen Nacht und dem Morgenbad ist die Tortur schon wieder vergessen.
Wir segeln nach Basseterre und wollen in die Marina, um einzuklarieren.
Das Anlegemanöver ist spektakulär:
In der Marina selbst gibt es keinen Liegeplatz und wir werden an die Aussenkaimauer verwiesen.
Die ist gerade mal schlappe 4Meter hoch, d.h. einer, das ist Alfred, muss 2 Meter über die Reling an Land hochspringen, während der Anfahrt ! Esther ruft nur noch: "Das geht nicht !"
Ludwigs' Antwort: "Es muss gehen!" Und Alfred machts möglich ! Er fängt die zugeworfenen Festmacher am Bug und Achtern und macht Snowflake fest.
Der Skipper spricht sein Lob aus - nach Aufforderung von Albert - zurecht gibts verdientermassen ein Anlegebier.
Wir starten unsere Logistik-Tour: Einklarieren, Wasser tanken, Einkaufen, Internet, Flüge buchen und zwischendurch lassen wir es uns in einem netten Restaurant mitten in der Stadt gut gehen.
Am 16.03. fahren wir zur South Friar's Bay. Eine tolle Bucht mit einer noch tolleren Beach-Bar, in der wir dann in nassen Badesachen mit den Dollars in der wasserdichten Fototasche (ein paar Zigaretten sind auch dabei) sitzen und vorzüglich bis zum Sonnenuntergang vorzüglich speisen.
Da wir im hüfthohen Wasser ankern, ist das perfekt für einen Bade-und-Waschtag.
Morgen früh gehts weiter nach Nevis!

Sonntag, 13. März 2011

Logbucheintrag, 12.03.2011: "Ab vom Kurs - Illegal in St. Croix"

Es gab eine nächtliche phosphoriszierende "Erleuchtung" bei unserem mitternächtlichem Bad im Puerto Mosquito auf Vieques:
Wir wagten uns kaum von unserem Dinghi, mit dem wir in die berühmte Bucht gegen Mitternacht paddelten. Eine Vielzahl von Fischen, die gar nicht so klein waren, zogen eine meterlange Leuchtspur hinter sich im Zickzack-Kurs hinterher.
Die fliegenden Fische springen leuchtend konfus um uns herum.
Der Sternenhimmel, die absolute Stille und dieses Naturspektakel zieht uns in seinen Bann: Unglaublich, diese einzigartige Atmosphäre !!!
Am nächsten Morgen machen wir einen Abstecher in den Puerto Real, wo uns ein "Loco tonto" mit seinem Kajak an einer privaten Boje nicht gerade freundlich willkommen heisst.
Er beschimpft uns und telefoniert mit einem Handy, das eigentlich nur seine Hand am Ohr ist.
Er will anlegen, uns "vermöbeln" und ist ziemlich aufgebracht.
Erst als wir ablegen, paddelt er, aber immer noch schimpfend davon.
Wir überlegen kurz, ob wir hier eigentlich wirklich übernachten wollen.
Wir tun es und gehen erstmal gut essen, einkaufen und Cocktails-trinken.
Zum Schnorcheln fahren wir dann weiter in die Sun-Bay. Dort sieht Mich unerwartet einen Stachelrochen, Alfred einen Adlerrochen, Esther eine Schildkröte, Ludwig einen lustig aussehenden, Gemeinen Igelfisch und wir alle zusammen wunderbare Korallen !
Wir haben für den nächsten Tag eine grosse Überfahrt nach St. Kitts/Nevis, ca. 150sm, geplant.
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt:
Der Wind dreht nach 2 Stunden um 30 Grad ostwärts, das einzige, erreichbar Land zwischen uns und den ABC-Inseln, 300 sm südlich, vor Venezuela, ist die US-Virgin Island St. Croix.
Nach 10 Stunden hart am Wind, suchen wir uns in der stockdunklen Nacht einen Ankerplatz.
Wir tasten uns in die Bucht vor. Wir sind die Einzigen und das Ankermanöver glueckt aufs erste Mal.
Die Küstenwache ruft "Pan Pan" über Funk, aber wir sind nicht gemeint.
Es gibt Käptns' Dinner und eine muede, aber eine tapfere Crew.
Wir planen erstmal nichts und lassen uns ueberraschen, wo uns der Wind morgen hintreibt!