Freitag, 12. November 2010

Logbucheintrag, Freitag, 12.11.2010, "Aufregung in der Nacht"

Der Beginn der zweiten Nachtfahrt, von Donnerstag auf Freitag, bescherte uns einen aufregenden Auftakt.
Die Nacht ist stockdunkel, der Wind bläst ordentlich, wir rauschen nur mit gesetztem Vorsegel bei 6-7 knts in die Nacht.
Esther übernimmt die erste Nachtwache. Als der Wind zunimmt, der Autopilot hatte "unbeobachtet" etwas seinen Kurs geändert (wo war hier eigentlich die "Nachtwache"?), weckt Esther Ludwig, um das Vorsegel zu reffen. Bei dem Wind gar nicht so einfach.
Plötzlich taucht ganz nah im Wasser vor uns ein rotes Leucht-/Notsignal? auf ! Ist das eine Rettungsinsel ??? Dann muesten wir sofort stoppen !!! Bei genauem Hinsehen, erkennen wir, dass es glücklicherweise nur eine Lampe war, also niemand in Not !
Danach sind wir beide wieder hellwach, das mag man sich gar nicht vorstellen, in einer Rettungsinsel sitzen zu müssen...
Heute ist der 3. Tag und die 3. Nacht steht bald bevor - die Hälfte, 250sm von 530sm, haben wir fast geschafft !
Wir sind sehr traurig, dass wir trotz aller Anstrengungen Evi und Maxi auf Gran Canaria sehr wahrscheinlich verpassen werden - um einen Tag, Mist !
Ludwig nutzte heute mal den Tag, "Snowflake" mal wieder richtig durchzulüften, Matratzen, Rettungswesten, etc.

Donnerstag, 11. November 2010

Logbucheintrag, 11.11.2010: "Mohammedia non-stopp Las Palmas"

Am Mittwoch um 12:30 Uhr legen wir nach langem Überlegen und Studieren der Wetterberichte nun doch in Mohammedia ab. Wir haben vollgebunkert, getankt, sogar einige Kanister mit Diesel zusätzlich dabei (auch um die letzten Dirham loszuwerden), Wasser getankt, Motoren gewartet, alles trocken geschöpft und geputzt: klar Schiff gemacht !
Zwar ist das Wetter noch nicht besonders und nach dem Sturm der vergangenen Tage wird 6 Meter hohe Atlantikwelle vorhergesagt.
Doch die Aussichten sind gut ! Die Crew ist ein bisschen aufgeregt: Vor uns liegt unsere bisher größte Überfahrt und die im Atlantik: 530sm non-stopp, also 4-5-Tage und Nächte. Das ist also Esthers und Luis` Atlantiküberquerung.
Die Atlantikdünung ist faszinierend ! Diese Bilder und EIndrücke werden unvergesslich bleiben. Riesige Wasserberge rollen über das Meer, ganz lang und ganz breit. Sind wir gerade eine Welle hinuntergefahren, sehen wir fast nur noch Welle vor uns. Es sind keine Brecher, der Kurs ist eigentlich ganz angenehm, aber noch ungewohnt. Wir müssen unseren Gleichgewichtssinn noch auf "Atlantik" stellen.
Am Abend fahren wir am beleuchteten Casablanca vorbei: Ein tolles Bild ! Der Wind ist noch zu schwach, um ohne Motorenunterstützung zu segeln.
Gegen 5 Uhr hat uns ein wirklich riesiges Kreuzfahrtschiff auf Kollisionskurs. Einige Wellen sind so hoch, dass das nur ca. 1,5 sm entfernte Kreuzfahrtschiff zwischen den Wellen plötzlich vollständig vor unseren Augen verschwindet. Der Kapitän des "Riesen" hat uns erkannt und ändert freundlich seinen Kurs.
Luis schläft und isst viel, doch leider verfüttert er unseren mühevoll besorgten und wertvollen Proviant an die Fische, so war das nicht gedacht !
Eine Minute später lacht er aber wieder !
Am Morgen als er und Esther aufstehen, ruft er im Originalton (Ludwig hats mitgeschrieben): "Papa ! Hunger", dann "das Eimerl, schnell!", "Aua, aua", er spuckt, danach "Papa, machst Du mir jetzt den Milchreis warm?".
Am Nachmittag erwarten wir mehr Wind, hoffentlich, denn der Diesel reicht nicht für die Strecke, aussderdem sind wir ja immer noch ein Segelboot !