Freitag, 29. Oktober 2010

Logbucheintrag, Donnerstag, 28.10.2010

Der angekündigte Ostwind ließ uns die ganze Nacht im Stich - spiegelglatte See.
Dafür haben wir alle ziemlich ruhig und gut alle 4 Stunden abwechselnd an Bord geschlafen.
Ab 06:30 geht es in der Bucht von Málaga auf unserem Radar bei noch stockdunkler Nacht derart zu, dass Esther panisch Ludwig aufweckt. Es sind 7 Schiffe gleichzeitig auf Kollisionskurs zu beobachten. Wir befinden uns wohl im bestem Fischfanggebiet. Eine Delfinschule, genauergesagt "Schwarz-Weiss-Delfine", begrüßen Snowflake bei Sonnenaufgang und spielen ausgelassen vor unsere Bugwelle: Ludwig und Luis juchzen vor Freude, Schoko bellt und Esther schläft.

Plötzlich stoppt unser "Problem-Motor" abrupt: Der erste Gedanke: Ein Fischernetz in der Schraube!. Also vorsichtig den Rückwärtsgang einlegen, vielleicht dreht sich das Ganze wieder aus. Hilft leider nichts. Also zieht Ludwig den sexy "Shorty" an und geht auf "Tauchgang": Negativ, es ist nichts in der Schraube. Uns wird ganz mulmig: Ist es evtl. ein Getriebeschaden, hat sich die Antriebswelle "gefressen"? Das sind Dinge, von denen wir - kurz vor der Atlantiküberquerung - absolut nix wissen wollen.
Ludwig taucht nochmal runter, die Welle scheint ok zu sein, also nochmal Getriebeöl prüfen, Motor neu starten und... alles wieder ok. :-)
Gegen 13 Uhr laufen wir in der Marina Estepona ein.
Estepona ist ein nettes Städtchen, die Marina zockt uns ab, immer noch den Katamaranzuschlag und die Nachsaison beginnt erst in 3 Tagen, obwohl eh schon die Bürgersteige hochgeklappt sind. Dafür sind die Tapas wirklich gut und preiswert.
Morgen ist allgemeiner Wasch- und Wartungstag !
Die Gibraltar-Passage rückt immer näher: Die exakte Wetter-, Wind-, Welle- und vor allem die Gezeitenvorhersage werden unsere weitere Reise bestimmen. Wir müssen nämlich erstmal "bergauf" segeln, d.h. auf der Atlantikseite der Strasse von Gibraltar ist der Wasserstand zwei bis drei Meter höher. Die Verdunstung im Mittelmeer ist viel größer als der Zulauf der Flüsse und Niederschlag. Das bedeutet, dass fortwährend frisches Atlantikwasser nachströmt, ganz genau 1,5 Millionen Kubikmeter pro Sekunde ! Ungeheure Wassermassen, die in der Straße von Gibralter fast 3 Knoten Strom verursachen. Wenn dann noch Flut oder starker Westwind dazukommt, sind sogar 6 Knoten keine Seltenheit.
Wir müssen in jedem Fall gegen an !
Also heisst es, die unterschiedlichen Strömungen in der Mitte und an deren Rändern zu beobachten und den optimalen Zeitpunkt für die Passage von Gibraltar auszumachen.
Das wird wirklcih spannend !
Ein aufregendes Erlebnis für jeden Segler und speziell für uns !
An dieser Stelle: "Liebe Fuhrmanns, zieht Euch warm an, Ihr seid hier auf keiner Kaffeefahrt, was Euch erwartet, wissen wir im Detail auch nicht, aber wir haben erstmal Westwind", also vielleicht erstmal "Abwarten und Tee trinken, oder "un Carajillo, un Cortado", "una cerveza" oder einfach irgendeine "Copa" trinken, wir gehen auf jeden Fall selbstverständlich auf Nummer sicher.
Zwischenzeitlich macht es einen "Rumps", Luis ist aus der Koje gefallen, sind mehr als ca. 1m und er wacht nicht einmal dabei auf. ;-)

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Logbucheintrag, Mittwoch, 27.10.2010

Wir verlassen am Montag, 25.10.2010 etwas wehmütig den Hafen von San José, vielmehr Esther ;-)
Das war an der spanischen Küste endlich mal ein kleiner, stimmungsvoller und ruhiger Hafen mit Atmosphäre.
Aber der Liegeplatz war einfach zu teuer.
Snowflake ist generell für die Preistabelle einfach 80cm zu lang, 95cm zu breit. So müssen wir immer 2 Plätze oder wenn wir Glück haben 1,5 Plätze bezahlen. Feilschen geht gar nicht.
Gegen 18 Uhr legen wir ab und fahren bald in den Sonnenuntergang und in die Nacht.
Kurs immer noch gen Süden, Südwesten, wir planen diesmal nicht, wo wir anlegen werden, irgendwo werden wir schon "stranden".
Leider bleibt der angekündigte Ostwind aus, so dass wir die ganze Nacht motoren müssen.
Gut, dass beide Motoren so gut funktionieren ! ;-)

Am Dienstag gegen Mittag entscheiden wir uns den Puerto de Motril, zwischen Almeria und Málaga, anzulaufen.
Diesmal glänzt Snowflake als größte Yacht und einziger Cat im Hafen !
Es gibt auch wirklich nur einen einzigen, passenden Liegeplatz.
Die Nachtfahrt muss erstmal wieder verdaut werden.
So legen wir uns alle nochmal aufs Ohr, nicht lange, denn die Guardia Civil bittet uns höflich, aber sehr bestimmt schnellstens im Polizeibüro zu erscheinen. Das Büro sieht aus, wie ein Verhörzimmer in Südamerika, so kenn ich das wenigstens aus den Filmen, Ludwig kann es bestätigen: Ein Raum mit einem Tisch und 2 Stühlen, an der Wand die Obrigkeit: "El Rey". Der "Commandante" ist jedoch sehr nett. ;-)
Luis ist natürlich mächtig beeindruckt.:-)
Am Abend unternehmen wir eine kleine Sightseeing-Tour mit dem Bus in die Stadt.
Schoko muss leider zu Hause bleiben, meinte der Busfahrer. :-(
In einer typischen, spanischen Kneipe kucken wir das Fußballspiel Murcia - Madrid, bei "cervezas" und "tortilla".
Luis fiebert mit den Anwesenden, ausschliesslich Herren, die doch schon etwas in die Jahre gekommenen sind, mit.

Am Mittwoch legen wir gegen 17 Uhr in Motril ab, nochmal Diesel bunkern, wer weiss, ob der Wind auch tatsächlich kommt.
Wir steuern Estepona an, südlich von Málaga, und freuen uns riesig !
Dort treffen wir am Samstag die wirklichen Abenteurer Britta, Jürgen, Sonja und Patrick !!!
Sie begleiten uns bei der spannenden Überfahrt von Gibraltar nach Marokko und machen mit uns den Abenteuertörn Marokko !
Unglaublich, dass das klappt !
So, Nachtwacheneinteilung, oh..18:30 Uhr...Ludwig schläft schon, die Nacht fängt immer früher an und hört immer später auf.:-)

Sonntag, 24. Oktober 2010

Logbucheintrag, Sonntag, 24.10.2010

Am Vormittag noch neue Gasflaschen für den Smutje in Santa Pola besorgen, danach gegen 11 Uhr ablegen. Das Highlight des Tages: Ludwig setzt zum ersten Mal unseren neuen Gennaker ! Uiiiiii !!!! Wie er strahlt !!!! Der Wind kam ausnahmsweise mal von "hinten". ! Ludwig weckt die Crew: Das muss schliesslich bewundert werden !
Unser Zielhafen "Puerto de Tomás Maestre" liegt im "Mar Menor", d.h. wir müssen durch eine Brücke durch, deren Öffnungszeiten in der Nachsaison nicht ganz eindeutig sind. Und wie immer: Wir sind die Einzigen "
Esther funkt und funkt und funkt... so lange, dass wir erstmal 2 Stunden vor der Hafeneinfahrt im engen Fahrwasser kreisen müssen, bis wir die allerletzte Möglichkeit nutzen können, um grünes Licht für die Einfahrt um 20 Uhr zu bekommen. 2 Stunden ?: Wir nutzen die Zeit fürs Abendessen. Punkt 20 Uhr "bricht" die Brücke auseinander, wir geben Gas und steuern aufgeregt im sehr engen Ärmelkanal unter der Brücke hindurch. Super spannend, bei Mondlicht! Schoko bellt, die am Ufer sitzenden Angler auch ! ;-)
Im Hafen eingelaufen, wissen wir immer noch nicht wohin, Esther funkt nochmal, ein "Marinero" hilft uns beim Anlegen.
Schön, dass "Snowflake" am Steg der Luxus-Motor-Yachten anlegen darf, doch haben sie uns da wohl etwas "überschätzt", was den "Luxus" angeht. Trotzdem ist alles sehr nett hier, doch auch ein wenig künstlich, letztendlich auch der Preis, den wir am nächsten Morgen erfahren.
Also, schnell wieder klar Schiff machen ! Endlich den Aufkleber am Heck anbringen: "Liebe Katrin ! An dieser Stelle Danke für die nach Sardinien mitgebrachten Aufkleber !" "Tenemos prisa", um 18 Uhr öffnet sich die Brücke und wir müssen da durch!
Wir machen eine Nachtfahrt, um mal wieder bisschen "Seemeilen zu fressen", um Richtung Südwest voran zu kommen.
Die Nachtfahrt ist ruhig, wir motoren, Ludwig macht "durch". Kaum gibst was zu tun, muss Esther am nächsten Morgen ans Ruder: Vorsegel setzen und Motoren aus !
Bei knapp 7 knts läuft "Snowflake" gut, so dass wir uns entscheiden, einfach mal weiterzusegeln , egal, welcher Zielhafen kommt. Doch nach 3 Stunden ist der Wind vorbei !
Segel runter, Motoren an - sie schnurren übrigens wie 2 glücklicke Kater - ;-))))
Gegen 15:30 Uhr plötzlich frischt der Wind so auf, dass wir das Vorsegel nur gerefft setzen !
Hart am Wind steht uns das Einlaufen im "Puerto de San Jose" bevor. Ein anderer Katamaran hat wohl den gleichen Zielhafen, gibt Gas und überholt uns.
"Puerto de San Jose" ist ein sehr kleiner Hafen, wir bekommen den wirklich allerletzen Liegeplatz. Glück gehabt ! Esther ärgert sich jetzt noch über das unseemännische Verhalten der einfach "dazwischen quatschenden" französischen Funkerin des anderen "Kat"! Bei starkem Wind legen wir unter Anspannung der Crew zum ersten Mal im sehr engen Hafen direkt nach dem grünen Hafenfeuer mit dem Bug zur Pier an: Es klappt ! 3 Stunden danach ist unser Adrenalinspiegel noch etwas erhöht.
Der Liegeplatz ist sehr schön, aber wir wollen den für morgen abend angekündigten Ostwind nutzen, um wieder mit einer Nachtfahrt weiter gen Gibraltar zu kommen.
Morgen stehen noch Wasser, Kräfte bunkern und Reparaturen am Großsegel an, denn bei der Starkwindfahrt hat sich der Schäkel am Unterliek gelöst.
Die Snowflake-Crew ist guter Dinge !