Gegen 10:30 Uhr legen wir in Gibraltar ab, voller Spannung, wie die Durchquerung der Straße von Gibraltar verlaufen wird.
Ströme und Gezeiten sind berücksichtigt, mit Ostwind müssten wir gut durchkommen.
Auf einmal bellt Schoko, was ist los ?
8 Delfine, Tümmler, sind auf einmal ganz nah bei Snowflake, schwimmen vor unserem Bug und tauchen unter unserem Netz. Lustig springen sie immer wieder aus dem Wasser. Wir juchzen !!!
Schon beim Verlassen der Bucht merken wir die Strömung. Zuerst zieht uns die Genua mit knappen 4knts, wir werden immer langsamer. Wie gegen eine träge, schwere Masse schieben uns die Wellen von hinten an, sie werden immer größer, bis zu 1,5 Meter hoch schieben sie uns durch die Straße.
Auf Höhe von Tarifa wagen wir uns nun endlich in das "Verkehrsgetümmel", Segelboote haben hier keine Vorfahrt, es sind auch nur 5 unterwegs.
Tanker, Frachtschiffe und die Fähren können wir von ganz nah bestaunen - groß sind die ! Sind wir echt so klein ?
Wir nähern uns Tanger! Aufgeregt laufen wir bei Dunkelheit den Hafen von Tanger ein.
Es ist kaum auszumachen, wo wir da hinsollen. Esther funkt auf 2 Kanälen: Funkstille, keiner antwortet.
Also fahren wir im Schneckentempo ein, um Zeit zu gewinnen.
Der Hafen wird eng, in der Marina ruft uns ein Mann zu "complet".
Was nun ? Wo sollen wir hin? Selbst im Hafen bläst der Wind noch, es ist stockdunkel und es gibt keine Alternative.
Nach einigem Hin- und her taucht an der Mole ein Mann auf seinem Fischerboot auf und zeigt uns an, bei ihm längsseits zu gehen ? Wir schauen uns alle verdutzt und auch schon ein wenig verunsichert an, ob wir das tatsächlich tun sollen. Ok, wir machen es !
Das Anlegemanöver lief trotz sprachbedingter Verständigungsschwierigkeiten sehr gut, der Wind drückt uns gegen das Fischerboot.
Die Fischer des Fischerboots sprechen mit uns arabisch - wir englisch, französisch und spanisch, verstehen tut keiner was.
Auf jeden Fall heisst sich auf die Schulter klopfen, dass hiermit der "Capitano" gesucht wird. Noch nicht mal richtig fest, soll der schon zum Einklarieren, nur er darf das Schiff verlassen.
Plötzlich erscheint der Fischer, der uns beim Anlegen geholfen hat und drückt Ludwig 2 frische Fische in die Hände! Wie ist das nun mit dem "Bakschisch" ? Wir bleiben seriös, so wie man uns halt kennt und trinken unser Bier alleine. :-)
Das Verlassen von Snowflake ist ein sportlicher, unheimlicher Höchstakt: Man muss über 4 Fischerboote, deren Konstruktion, diverse Fallgruben, etc. wir bei Dunkelheit nicht kennen.
Während sich Ludwig also auf den ungewöhnlichen Weg zum "Port of entry" macht, schnappt sich Jürgen die Red Snapper und bereitet uns ein geniales Abendessen ! Also: Kostenloser Liegeplatz mit freier Verpflegung !
Doch die Crew wird schon wieder beim Anlegebier gestört: "Hello Snowflake" rufts von unserer Backbordseite.
Ein englischer Katamaran hat das gleiche Problem wie wir und quetscht sich an "unsere grüne Seite".
Das gesamte "Päckchen" besteht nun aus ca. 40 Fischerbooten und 4 Segler, d.h. 3 oder 4 Fischerboote sind an der Mole fest, der Rest hängt dran: Ob das mal hält ? Bei dem Wind ?
Alle sind zuversichtlich.
Ludwig ist immer noch froh unverletzt nach einem einstündigen Ausfüllen diverser Formalien auf dem Amt wieder an Bord zu sein. Die Pässe bleiben bis zum Ausklarieren auf dem Amt. Das Essen ist fertig und als Nachspeise hätte es "schwarze Afghanen" gegeben, wir lehnen - seriös wie immer - dankend ab.
Am nächsten Morgen ruft Luis: "Schoko bell!", "da läuft einer über unser Boot". Schoko bellt nicht, es war nur der Nachbar von links.
Nachdem wir unsere Pässe wieder haben und der Landgang gar so mühsam ist, verlassen wir Tanger und halten Kurs auf Asilah.
Der Ostwind bläst heftig mit Böen bis zu 8 bft ! Wir brechen unseren Rekord: mit 12,3 Knoten rauschen wir die Wellen hinab ! Ein unglaubliches Gefühl ! Der Atlantik ist doch was ganz anderes als das Mittelmeer, ein Wahnsinsgefühl auf den langen Wellen zu surfen !
Jürgen steuert, Ludwig bleibt trocken und Britta und Esther geniessen die Rauschefahrt.
Asilah hat einen kleinen Hafen, der allerdings sehr seicht ist, mit Sandbänken versetzt, die man nicht sieht.
Das Einlaufen ist nur bei ruhiger See möglich, naja, so wirklich ruhig haben wir es nicht, aber wir tasten uns ganz vorsichtig gerade noch bei Sonnenuntergang ran.
Wir sind ganz konzentriert und laufen ein.
Der Hafen ist eigentlich nur ein Ankerplatz und die Boote, die hier sind, sind kleine Motorboote und Fischerboote mit einem Tiefgang von maximal 50cm: Wir schwitzen und fieren zugleich, wir sind das einzige Segelboot, doch nicht sooo klein und zusätzlich bläst der Wind selbst im Hafen immer noch heftig !
Klar zum Ankern ! Erst beim zweiten Versuch hält der Anker tatsächlich ! Uff !
An dieser Stelle: "Liebe Britta, lieber Jürgen: Ihr seid echt Spitze !!!!
Das Dinghi wird klar gemacht und mit 2 Fahrten wagen wir uns bei stockdunkler Nacht ans Land.
Okzident trifft auf Orient ! Wir sind in einer anderen Welt !
Schon gleich führt uns ein Marokkaner in ein Wohnzimmer zum Abendessen, plüschig wars, lustigs wars, lecker wars, wenig wars. Ein Flasche Wasser für alle !
Der aus frischen Pfefferminzblättchen gekochte Tee und die Kuchen schmecken köstlich !
Das Dinghi ist auch noch da, die kommende Flut ist noch nicht soweit und Langfinger waren auch nicht hier.
Obwohl einer Ludwig beim Geld abheben erklärt hat, dass er von 3en verfolgt wird.
Morgen sehen wir mal, wie Asilah bei Tag aussieht !