Freitag, 1. Oktober 2010

Logbucheintrag, Mittwoch, 29.09.2010

Wettercheck, klar Schiff, um 12:00 legen wir ab. Immer noch Westwind...d.h. mühsames aufkreuzen gegen Wind und Welle. Die Balearen liegen 280 Meilen bei diesem Kurs nahezu unerreichbar vor uns. Die Stimmung ist ausgelassen, Esther und Luis tanzen auf Uriah Heep - Luis' Favorit seit 4 Wochen. Lieber Max Mager, an dieser Stelle denken wir an Dich ! Erst nach 24 h entfernen wir uns langsam von Sardinien. Ziemliches Gestampfe die ganze Nacht durch. Zu essen gibts nur Packerlsuppe und Fencheltee. Die Pütz steht immer bereit.

Am nächsten Morgen - Flaute ! Die Motoren müssen helfen. Ein kurzes hinhören, der Backbordmotor läuft trocken, also erstmal wieder nur ein Motor. Frust und Ärger machen sich breit. Wir überlegen umzukehren. Nachdem der erste Ärger überwunden und Luis so guter Dinge ist, setzen wir unsere Fahrt fort. Nach ein paar Stunden kommt der ersehnte Nordwestwind und wir kommen unter Segel gut voran. Die zweite Nacht wird ruhiger bei gutem Wind.

Nach 55 Stunden Blauwassser begegnen wir dem ersten Schiff - ein Segelboot auf Gegenkurs. Der Wind dreht auf Süd und bringt uns mit mehr als 6 Knoten Fahrt gen Menorca. Die letzte Nachtfaht steht bevor, die Sonne geht gerade unter, Esther und Luis spielen Quartett, nebenbei diktiert Esther das Logbuch. Wenn es so weiterläuft müßten wir Fornell's auf Menorca am frühen Morgen erreichen. Die Nachtwache muß noch ausgepokert werden.

Logbucheintrag, Dienstag, 28.09.2010

Aufbruch Richtung Balearen. Bei Westwind durch die Straße von Bonifacio. Snowflake stampft gegen Wind und Welle. Nach 4 Stunden beschließen wir einen Zwischenstop in St. Teresa di Gallura am Capo Testa. Alles ist Nass - aber der zweite Motor hat funktioniert. Wir gehen nochmal lecker Essen, Schoko hat freien Auslauf und schlafen uns nochmal richtig aus.

Montag, 27. September 2010

Logbucheintrag Montag, 27.09.2010, 02:25 Uhr: Feuer im Hafen von "La Gavetta"

Wir stehen noch unter Schock:
Heute Nacht gegen 2 Uhr früh riecht es nach verbranntem Gummi, Plastik, Feuer?
Wir stehen auf, sehen nach, ob bei "Snowflake" vielleicht was nicht stimmt. Chaos am Nachbarschiff, das gerade noch versucht abzulegen - bei Sturm. Das tun sie dann auch und schaffen es wohl, allerdings ist das Anlegen an einer anderen Stelle wohl mit Schrammen einhergegangen.
Da steht schon das englische Paar der anderen Nachbaryacht bei uns und ruft, dass wir uns schnell evakuieren müssen.
Feuer im Hafen ! Wir überlegen kurz, auch loszumachen, doch mit einem Motor bei dem Sturm ! Das ist zu gefährlich und letztlich bleibt uns nur tatsächlich nicht mal eine Minute überhaupt "Snowflake" zu verlassen.
Also Luis aus der Koje reissen, Luis und Schoko packen und raus aus dem Boot.
In diesem Moment driftet ein großes, lichterloh brennendes Fischerboot direkt auf unser Schiff zu. Der Wind treibt es genau auf "Snowflake" zu. Es ist so nah da ! Es tangiert "Snowflake" , wir können nicht erkennen, wie stark. Hoffentlich springt das Feuer nicht über und es gibt keine Explosionen. Es steht Yacht an Yacht. Eine wahnsinns Rauchentwicklung!
Ein zweites Fischerboot brennt. Dieses ist jedoch fest und treibt nicht im Hafenbecken. Merkwürdig, die brennenden Fischerboote lagen im Hafen weit auseinander. Das brennende Schiff bleibt bei unserem Nachbarboot hängen, dort versucht die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Drei unserer Nachbaryachten sind mit dem brennenden Schiff kollidiert.
Wir sind echt mit dem Schrecken davon gekommen !
Die Feuerwehr braucht noch zwei Stundenn, um die beiden brennenden Schiffe unter Kontrolle zu bekommen.
Ein Helfer der Feuerwehr kümmert sich um Luis und bringt ihm eine Decke.
2 Stunden stehen wir und sehen fassungslos dem Treiben zu, versuchen dem starken Rauch auszuweichen. Es brennt bisschen in den Lungen.
Einheimische munkeln was von "Mafiosi"...
Gegen 04:30 ist der Spuk vorbei, doch der Schrecken sitzt tief.
Wir trauen uns wieder aufs Schiff, es scheint alles in Ordnung zu sein. Wir gehen schlafen.
Gegen 8:30 stehen wir auf und überprüfen nochmal unser Schiff. Es scheint wirklich alles ok zu sein. Nur: Alles ziemlich rußig und mit Asche verschmutzt.
Wir haben auch keinen Strom mehr, weil ein brennendes Schiff ein Stück Steg versengt hat.
Ein Fischerboot ist mittlerweile am Grund untergegangen, das andere wird nach langem Auspummpen aus dem Hafen geschleppt und an einem Kran befestigt.
Der "Hafentratsch" ergibt, dass beide Fischerboote, die ca. 100m auseinanderlagen, dem ein und demselben Fischer gehört haben. Es waren die beiden größten Fischerboote im Ort. Hmm....
Für uns ist wieder der Motor angesagt, Ölwechsel, dann Deck schrubben, um die schwarze Asche loszuwerden.
Bei Luis dreht sich verständlicherweise alles noch um die Nacht, die Brandstifter und das Feuer. Wir brauchen auch noch bisschen, zum diese Nacht zu "verdauen".
Nichtsdestotrotz: Der Mistral lässt bisschen nach, es wird wieder bisschen wärmer. Vielleicht können wir am Dienstag oder Mittwoch unseren weiten Schlag zu den Balearen starten.
Mal sehen...